Beiträge mit dem Stichwort: ‘Komponist̵

Der Horror mit dem Glückskeks

Auf der Nordseeinsel Spiekeroog grüßt man mit „Moin“. Hier lebt es, das Klischee des „Friesisch-Herben“, mit dem die Jever-Brauerei seit Ewigkeiten wirbt. Wortkarge Lebensmeister, die dir die Wahrheit ungeschnörkelt ins Gesicht rufen, während sie, von einer Orkanböe unbeeindruckt, eine Krabbe pulen.  Ich spaziere mit Annabella (Name v. d. Red. geändert) durchs Dorf, vor uns läuft…

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Denkerpose im offenen Hemd

Morgen probt ein Orchester Filmmusik, die ich komponiert habe. Komponieren geht so: Man zieht sich an, als ginge man zu einem großen Fest, zum Beispiel dem Geburtstag der Queen. Dabei überwindet man die Angst, „overdressed“ zu sein. Man setzt sich nun bequem auf einen großzügigen Stuhl. Es schadet nicht, wenn dieser einem Thron ähnelt. Nun…

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Zufälliger Untergang

Lachmöwen kreisen über meinem Kaffeetisch, die White Cliffs of Dover reflektieren ein magisches Licht auf den flaschengrünen Atlantik. Heute morgen briet ich in britischen 32 Grad Celsius, ein paar Stunden später biss mir ein eisiger Regenwind durch das zuvor nassgeschwitzte Smokinghemd. „Weather is a third to place and time“– dieser Satz des britischen Poeten Ian…

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Coaching-Tourette

Auf meinen Prokrastinationswegen (Endspurt einer großen orchestralen Filmmusik, ich kann nicht loslassen, ich werde einfach nicht fertig) begegnet mir in der ARD die neue Serie „How to Dad“: ein Quartett mitteljunger Väter wartet im Café eines Tanzstudios auf die Vorschultöchter. Herrliches Rumgemacker unter vier Vätern mit unterschiedlicher Bewaffnung: der Startup-CEO demonstriert Wohlstand und mentale Überlegenheit.…

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Allein mit der Musik

Vor genau einem Jahr habe ich mich für ein Leben im Hotel entschieden. Ich hab mich zuhause einfach nicht mehr zuhause gefühlt. Seitdem wohne ich in Berlin-Charlottenburg in einer Suite mit Badewanne und Klavier im Hotel Art Nouveau. Ich bin viel unterwegs, spiele hier und da Konzerte, darf manchmal im Fernsehen auftreten, unterhalte geschlossene Gesellschaften…

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Übers Zögern

Es gibt einen legendären Sesamstraßensketch mit Ernie & Bert: Ernie will baden, Bert ist wie immer genervt, weil er weiß, dass jede Aktion Ernies ihn seine Ruhe kostet. Denn Ernie geht nicht einfach normal in die Badewanne, er nimmt außer seinem Quietscheentchen auch eine Taschenlampe mit, einen Regenschirm und einen Ball. Das macht Bert fertig.…

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Vetternwirtschaft und Bisse

Dem Cousinentum haftet Vielsagendes an: vor hundert Jahren konnte man mit der Cousinenbehauptung ein Hotelzimmer bekommen, um einer illegitimen Romanze Raum zu schenken. Wirte drückten dabei ein Auge zu und sahen es nicht so eng mit dem Kuppeleiverbot unter Nichtverheirateten. Verboten ist die Liebe zwischen Menschen, die sich die Großeltern teilen, nämlich nicht.  Geschwister sollten…

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Lonely Media

Als ich volljährig war, wollte ich mit aller Gewalt das Leben meines Vaters nachgestalten. Ein Jahr zuvor, als ich 17 war, hatte er sich aus dem Diesseits verabschiedet. Nach einem Lebenslauf, gegen den eine Achterbahnfahrt mit fünf Loopings ein Spaziergang ist, mit nicht einmal 40 Jahren. Vieles, was ich heute tue, kommt von ihm: mein…

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Mephistos for future

Im Spielcasino Bremen konnte man früher an der Rezeption eine Krawatte leihen. Ohne Schlips kein „Rien ne va plus“. Bei der Bundeswehr war Kurzhaarschnitt Befehl, das hatte etwas mit Männlichkeit zu tun.  Als ich ein kleiner Junge war, konnten Männer mit langen Haaren noch richtig Ärger bekommen. Als Schüler musste ich mal mit dem Musik-Kurs…

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Toxic happiness

Fragt mich jemand nach meinem Befinden, antworte ich meist: „blendend“. Tatsächlich wird mir im Augenblick dieser Frage immer klar, wie gut es mir geht. Keine Bomben, die mir aufs Dach fallen. Wenn ich wollte, könnte ich mit einem Transparent auf die Straße gehen, auf dem steht, dass unser Bundeskanzler ein korrupter Satanist wäre. Außerdem betrachte…

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