Beiträge mit dem Stichwort: ‘Leben im Hotel̵

Der portable Palast für verwöhnte Städter

In Berlin findet sich das vornehme Boudoir in derselben Nachbarschaft wie die verwahrloste Anarchist*innen-WG. Ein Beautysalon für Millionärinnen gleich neben der Gaststätte mit dem Namen „Klo“, in dem sich Ausscheidungsfetischisten ihr Pils unter Gleichgesinnten schmecken lassen.  Eine Modedesignerin sagte mir einmal, sie betrachte Kleidung als die kleinstmögliche Form des Zuhauses. Die Klamotten sind in Berlin so…

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Übers Aushalten

Ich schreibe gerne Songs. Ich höre hin und wieder, dass meine Lieder aus einem Stimmungstief heraushelfen oder ein Lächeln hinzaubern, wo zuvor ein Grollen war. Das leitet mich und gibt mir das Gefühl, einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen. Früher war das anders: da habe ich gern Lieder gesungen, die polarisierten und immer auch ein bisschen Ärger…

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Der pornographische Hebel

Ich liebe Logik! Wie wundervoll ist Wissenschaft! Die mechanische Wucht der Kausalität, wenn eine Handlung Konsequenzen hat. Die Verlässlichkeit einer Hebelanwendung. Von beeindruckender Folgerichtigkeit ist der mediale Lichtkegel, der gerade auf das bescheuerte Lied „Layla“ fällt. Was für eine bemerkenswerte Öffentlichkeit! Da kann man als Songschreiber nur neidisch werden. Als empörte Gesellschaft verhelfen wir gerade…

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Annabella zieht um

Annabella (Name v. d. Red. geändert) streicht ihre Wohnung in Neukölln. Als Einzelkind weiß sie zu schätzen, wenn man sich um sie kümmert. Der Bezirk Neukölln versprüht so gar keine Fürsorglichkeit. Sie zieht in ihren Wunschbezirk Charlottenburg, denn Neuköllns  Restaurants haben keine Kronleuchter. Austernbars findet man nirgends, fast nie steht ein ordentlicher Champagner auf den…

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Der Horror mit dem Glückskeks

Auf der Nordseeinsel Spiekeroog grüßt man mit „Moin“. Hier lebt es, das Klischee des „Friesisch-Herben“, mit dem die Jever-Brauerei seit Ewigkeiten wirbt. Wortkarge Lebensmeister, die dir die Wahrheit ungeschnörkelt ins Gesicht rufen, während sie, von einer Orkanböe unbeeindruckt, eine Krabbe pulen.  Ich spaziere mit Annabella (Name v. d. Red. geändert) durchs Dorf, vor uns läuft…

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Denkerpose im offenen Hemd

Morgen probt ein Orchester Filmmusik, die ich komponiert habe. Komponieren geht so: Man zieht sich an, als ginge man zu einem großen Fest, zum Beispiel dem Geburtstag der Queen. Dabei überwindet man die Angst, „overdressed“ zu sein. Man setzt sich nun bequem auf einen großzügigen Stuhl. Es schadet nicht, wenn dieser einem Thron ähnelt. Nun…

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Zufälliger Untergang

Lachmöwen kreisen über meinem Kaffeetisch, die White Cliffs of Dover reflektieren ein magisches Licht auf den flaschengrünen Atlantik. Heute morgen briet ich in britischen 32 Grad Celsius, ein paar Stunden später biss mir ein eisiger Regenwind durch das zuvor nassgeschwitzte Smokinghemd. „Weather is a third to place and time“– dieser Satz des britischen Poeten Ian…

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Coaching-Tourette

Auf meinen Prokrastinationswegen (Endspurt einer großen orchestralen Filmmusik, ich kann nicht loslassen, ich werde einfach nicht fertig) begegnet mir in der ARD die neue Serie „How to Dad“: ein Quartett mitteljunger Väter wartet im Café eines Tanzstudios auf die Vorschultöchter. Herrliches Rumgemacker unter vier Vätern mit unterschiedlicher Bewaffnung: der Startup-CEO demonstriert Wohlstand und mentale Überlegenheit.…

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Allein mit der Musik

Vor genau einem Jahr habe ich mich für ein Leben im Hotel entschieden. Ich hab mich zuhause einfach nicht mehr zuhause gefühlt. Seitdem wohne ich in Berlin-Charlottenburg in einer Suite mit Badewanne und Klavier im Hotel Art Nouveau. Ich bin viel unterwegs, spiele hier und da Konzerte, darf manchmal im Fernsehen auftreten, unterhalte geschlossene Gesellschaften…

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S-Bahnfahren in Berlin

Vor der viralen Wartezeit auf die Wiederkehr der sogenannten Normalität nutzte ich täglich die Berliner S- und U-Bahnen. Das halte ich heute kaum noch aus. Niemand grüßt, wenn man eintritt. Das war früher selten anders, aber die Coronamonate haben mich etwas needy gemacht, was das Wahrgenommenwerden angeht. Statt wenigstens einen kleinen Willkommensapplaus zu spendieren, starren…

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